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Interfakultäre Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ)

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Forschung

Umweltverantwortliches Handeln im Privathaushalt. Chancen und Grenzen der Selbstmodifikation


Bearbeiterin:
Dr. Susanne Bruppacher

Betreuung:
Prof. Dr. Ruth Kaufmann-Hayoz
Universität Bern
Interfakultäre Koordinationsstelle für Algemeine Ökologie

Koreferat:
Prof. Dr. Alfred Lang
Universität Bern
Institut für Psychologie

Dissertation im Rahmen des Projekts “Umweltverantwortliches Alltagshandeln in kommunalen Umfeldern: Theoretische Analyse, empirische Untersuchung und Überwindung von Veränderungshindernissen.” (Kurztitel: Veränderungs-hindernisse) des Schweizerischen Nationalfonds (Projektnummer 5001-48832/1),

von der phil. hist. Fakultät der Universität Bern im
November 2000 angenommen.

Ausgangslage, Ziele und Vorgehen

Das Handlungswissen, Zielhierarchien, das soziokulturelle, das ökonomische und das physische Umfeld sind wichtige Einflussgrössen auf das umweltrelevante Handeln. Sie wurden in einer Literaturanalyse und in einer qualitativen Interviewstudie bei einer Stichprobe von 44 umweltsensibilisierten Personen (davon 30 Teilnehmende des EcoTeamProgramms für Privathaushalte) exploriert.
Die Literaturstudie gibt sich das Dach einer ökologisch-systemischen Perspektive in Anlehnung an Urie Bronfenbrenner (1979), die die individuelle Ebene, die Haushaltsebene und die Gemeindeebene miteinander verknüpft. Aus verschiedenen Disziplinen der Psychologie (Sozial-, Entwicklungs-, Umwelt- und Gemeindepsychologie), sowie auch der Familiensoziologie und der sog. Haushaltswissenschaft werden aus Ansätzen und Erkenntnissen Hypothesen über Hindernisse und Fördernisse umweltrelevanten Handelns generiert.
Im empirischen Teil der Arbeit wurden die Untersuchungspersonen - mit Blick auf diese Hypothesen - zu Fragen zu wichtigen Lebenszielen, Zielkonflikten, Lebens- und Umweltqualität, zu sozialen Strukturen und Infrastrukturen in ihrer Gemeinde befragt. Bei den Teilnehmenden des EcoTeamProgramms wurden zudem Wirkungen der Teilnahme auf umweltbezogene Kognitionen und Bewertungen und auf das umweltrelevante Handeln erfasst. Das Programm, in der Schweiz damals auch als Global Action Plan Programm bekannt, versucht, mit einem Teamansatz und konkreten Handlungsanweisungen das umweltrelevante Handeln einfach durchführbar zu machen und mit sozialen Anreizen resp. sozialem Druck zu verknüpfen.
Aus Literaturstudie und den empirischen Resultaten wurden daraufhin Thesen entwickelt, welche Massnahmen innerhalb des Programms sowie auf Gemeindeebene dazu beitragen könnten, die Überwindung von Hindernissen zu erreichen und Zielkonflikte zu vermindern, die zu umweltunverantwortlichen Handeln führen.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Bei der Durchführung des Programms wurden drei Veränderungsbereiche mit je spezifischen Voraussetzungen unterschieden: 1. Materielle oder immaterielle Einmalinvestitionen werden meist aufgrund von Wissensgewinn oder Gelegenheit getätigt; 2. Routinen können am ehesten durch die Lenkung der Aufmerksamkeit auf ein problematisches Verhalten verändert werden; 3. Verhaltensmuster im Bereich des Lebensstils lassen sich durch soziale Anreize transformieren. Die Chancen einer gezielten individuellen Selbstmodifikation umweltverantwortlichen Handelns liegen deshalb vor allem in der Lenkung der Aufmerksamkeit auf bisher nicht reflektierte Routinehandlungen bei gleichzeitigem Erwerb von Handlungswissen zur Veränderung.
Grenzen der Selbstmodifikation sind sowohl auf Haushaltsebene als auch auf Gemeindeebene abhängig von der Kooperationsbereitschaft von Haushaltsmitgliedern resp. Gemeindemitbewohnerinnen. Kooperationsbereitschaft wird durch Aufdecken oder Schaffen von Zielharmonien zwischen Umweltzielen und wichtigen Aspekten der Lebensqualität gefördert. Die Motivation, aktiv nach solchen Zielharmonien in den Bereichen Umwelt und Lebensqualität zu suchen, scheint die Etablierung eines umweltverantwortlichen Lebensstils zu fördern.
Das Koppeln von Umwelthandeln mit sozialen Anreizen vermag eine solche Zielharmonie zu schaffen und begünstigt die Entstehung nachhaltiger Strukturen in Gemeinden. Gemeinden können durch Demonstrationsprojekte Hemmschwellen gegenüber umweltfreundlichen Technologien vermindern und gleichzeitig zur Bildung von Umweltnormen beitragen.
Für diese umweltsensibilisierte Stichprobe erwiesen sich besonders Gesundheit, familiäres Wohlbefinden und Kindererziehung als Zielharmonien auf Haushaltsebene. Die Verkehrssicherheit kristallisierte sich als wichtige Zielharmonie auf Gemeindeebene heraus.

Publikationen

  • Bruppacher, S. (2001). Umweltverantwortliches Handeln im Privathaushalt. Chancen und Grenzen der Selbstmodifikation. Regensburg (D): S. Roderer Verlag.
  • Bruppacher, S., & Ulli-Beer, S. (2001). Mobilising resources for more sustainable lifestyles: Views of households and local autorities. In R. Kaufmann-Hayoz & H. Gutscher (Eds.), Changing Things - Moving People. Strategies for promoting sustainable development at the local level. (pp. 281-299). Basel: Birkhäuser Verlag.
  • Bruppacher, S. (2001). Global Action Plan Research in Switzerland. In D. Devuyst, L. Hens & W. De Lannoy (Eds.), How green is the city? (pp. 389-392). New York: Columbia University Press.
  • Bruppacher, S. (2008). Wie und warum eignen wir uns einen nachhaltigen Lebensstil an? Umweltrelevantes Handeln in Privathaushalten und dessen Veränderung. Wissenschaft und Umwelt INTERDISZIPLINÄR, 11, 216-223.
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